AMD Athlon II X4 620 im Test - Benchmarks und Vergleich (2/8)
Technische Details
Wie
bereits angerissen, ähnelt ein AMD Athlon II X4 Prozessor in der
Architektur sehr einem Phenom II X4. Der wesentliche Unterschied
besteht darin, dass die Athlon II X4 CPUs, ähnlich wie die schon
länger erhältlichen Athlon II X2 Prozessoren auf den Level 3
Cache verzichten müssen. Wer mit unserem Test des
Athlon II X2 250 vertraut ist, dem dürfte nicht entgangen sein, dass die
zweikernigen Ahtlon II Varianten als Ausgleich zum nicht vorhandenen
Level 3 Cache eben über einen größeren Level 2 Cache
verfügen; genauer gesagt doppelt so viel Level 2 Cache wie bei
einer Phenom II X2 CPU.
Dies ist beim Athlon II X4 620 –
wie bei allen Athlon II X4 Prozessoren – anders. Bei diesen
Modellen gibt es keinen L3 Cache und gleichzeitig unterscheidet sich
die Menge des Level 2 Cache aber auch nicht von der eines Phenom II
Quad-Cores. Es sind also auch hier 512 KB, mit denen sich ein
vierkerniger Athlon II beweisen muss.
Das alleine
reicht hinsichtlich der Leistungsfähigkeit als
Unterscheidungsmerkmal zu den Phenom II-Brüdern längst nicht.
Im Zuge unseres Phenom II X2 Tests
hatten wir festgestellt, dass
es kaum Anwendungsbereiche gibt, die wirklich nennenswert davon
profitieren, wenn die dritte Cache-Hierarchie vorhanden ist. Also geht
AMD auch den Weg über die Taktraten um den Athlon II X4, was die
Performance angeht, unter dem Niveau der Phenoms zu halten.
Wer
sich also ein wenig über die "nur" 2,6 GHz Taktrate
des Athlon II X4 620 wundert, dem sei ins Gedächtnis gerufen, dass
dieser Prozessor einerseits nicht der größte Athlon II X4
ist (das wäre bis dato der Athlon II X4 630 mit 200 MHz mehr
Kerntakt). Und andererseits schließt direkt darüber die
Phenom II Familie an, der AMD im eigenen Haus natürlich keine
Konkurrenz macht.
Overclocking und Undervolting
Natürlich
bietet sich ein Prozessor wie der Athlon II X4 620 an, mehr an Leistung
herauszuholen. Auch wenn in jüngster Zeit das Übertakten zur
Spielwiese des Erreichens extreme Werte unter utopischen und
realitätsfernen Bedingungen zu verkommen scheint, so ist der
ursprüngliche und traditionelle Sinn des Overclockings ein
anderer: Man nimmt eine günstige CPU mit vergleichsweise niedrigen
Taktraten und pusht sie unter alltagstauglichen Bedingungen auf das
Niveau höherwertiger Prozessoren.
Und tatsächlich
bietet der Athlon II X4 620 sehr viel Raum für Mehrleistung. Mit
einer leichten Anhebung der Kernspannung um nur 0,05 Volt (grob 3,6 %
mehr) erreichte unser Vierkerner 3,5 GHz – und damit 34,6 % mehr
- Kerntakt unter jeglichen Lastbedingungen absolut stabil. Das stellte
nicht einmal unseren etwas betagten Scythe Infinity Luftkühler vor
eine große Herausforderung; von der Verwendung des schlicht als
"billig" zu bezeichnenden Boxed-Cooler aus Aluminium von
AMD müssen wir beim Übertakten jedoch dringend abraten
– für den Standardtakt verfügt er aber über
ausreichend Kühlleistung.
Dieses
Potential nach oben bietet der Athlon II X2 620 in anderer Hinsicht
auch nach unten. Wir wollten nicht nur wissen "wie viel ist
möglich?", sondern auch: "wie viel ist
nötig?". Die Rede ist vom Undervolting, das besonders dann
zum Einsatz kommt, wenn Systeme unter hoher Last über lange
Zeiträume ihren Dienst verrichten sollen. Zwei Vorteile bringt das
mit sich: Weniger Kernspannung bedeutet zum ersten natürlich
weniger Leistungsaufnahme; das wiederum bedeutet, dass sich übers
Jahr – natürlich abhängig von Einsatzdauer und
–Zweck - eine nicht unwesentliche Summe auf der Stromrechnung
einsparen lässt. Zum Zweiten bedeutet es weniger Verlustleistung
(AMD gibt für den Athlon II X4 620 eine TDP von 95 Watt an) und
damit weniger Hitze die abgeführt werden muss; es bleibt
kühler und damit leiser.
Und eben beim Undervolting kann
sich unser Athlon II X4 620 sehen lassen. Die 2,6 GHz Takt
benötigen gar nicht die 1,4 Volt Kernspannung, mit denen dieser
Prozessor von AMD ausgeliefert wird. Bei weitem nicht. Es war uns
möglich die Core-Spannung des Athlon II X4 620 bei Standard-Takt
um 0,3 Volt (etwa 21,4 %) abzusenken – auf 1,1 Volt Kernspannung.
Die Folge waren Temperaturen von nur knapp über 30°C unter
dauerhafter Volllast, ein wirklich umwerfendes Ergebnis.
Nach
dem Tweaking in beide Richtungen bleibt also festzuhalten: Unser Athlon
II X4 620 hat nicht nur ein großes Potential für
Mehrleistung beim Takt, sondern auch einen großen Puffer für
Einsparungen, was den Energiebedarf angeht. Natürlich können
wir nur von unserem spezifischen Modell berichten und kleine
Abweichungen ergeben sich bei Prozessoren in solchen Dingen immer.
Zuversichtlich stimmt uns, dass es sich bei unserem Athlon II X4 620 um
ein Modell aus dem freien Verkauf handelt; es ist also kein Sample von
AMD.