Test: AMD Radeon HD 7790 (2/14)
Radeon HD 7790 - Was ist neu?
Neues Powertune und kein Boost mehr
Mit der Radeon HD 7790 hatte man eigentlich eher ein aufgebohrtes Modell
der Radeon HD 7770 oder eine weitere abgespeckte Edition der Radeon HD 7850
erwartet. AMD aber setzt auf der Karte eine eigens dafür entwickelte
GPU ein. Der Chip mit dem Codenamen Bonaire basiert grundlegend auf den
Merkmalen der HD 7000 Serie, kommt aber mit einigen Änderungen daher. Bonaire wird von manchen bereits der neuen Sea-Island-Generation (HD8000) zugerechnet, die technologisch keine wesentlichen Unterschiede zur
Southern-Island-Generation (HD7000) bietet. Von AMD gibt es dazu aber keine offiziellen Angaben, so das die GPU nun zur HD7000 Serie gehört.
Die GPU wird wie die anderen aktuellen AMD GPUs im 28 nm
Verfahren gefertigt und bringt es auf 2.08 Milliarden Transistoren. Sie
liegt damit in etwa in der Mitte zwischen Radeon HD 7850 (2.8 Mrd) und
Radeon HD 7750 (1.5 Mrd). Insgesamt verfügt die GPU über 896 Shadereiheiten
(Stream Prozessoren),
56 Texturen-Einheiten und 16 ROPs. Auch hier sieht man eine Positionierung
inmitten der beiden anderen Modelle. Die neue GPU besitzt zwei Geometrie und Tesselation Engines, wie sich auch bei den größeren Modellen der 7000er
Serie zu finden sind. Gegenüber der Radeon HD 7770, mit nur einem Geometrie-
und Tesselation-Engines, liefert die GPU also eine
deutlich modernere Ausrichtung in Bezug auf die Tessellation-Leistung für
neuere Spiele.
Ein weiterer Unterschied zu den bisherigen Modellen findet man im
Speicherinterface der Radeon HD 7790. Zwar setzt man nur auf ein 128 Bit
Interface, taktet dafür aber mit satten 1500 MHz deutlich höher als bisher. Der normale Takt der GPU beträgt bei der Radeon
HD 7790 1 GHz. Es wird aber wie üblich verschiedene Karten am
Markt geben , die auch höher takten.
Eine weitere durchaus bedeutende Änderung in Bezug auf die Taktrate
betrifft die Powertune-Technologie in der neuen Bonaire-GPU. Bisher takteten
die GPUs von AMD in vier verschiedenen Stufen, wobei jeder Stufe neben den
Taktraten auch eine spezielle Spannung zugewiesen war. In der obersten Stufe
fand sich dann auch der zuletzt eingeführte Boost-State.
Bei der neuen Bonaire-GPU sind die Abstufungen nun von vier auf acht erhöht
worden. Jede Stufe besitzt dabei wieder ein Takt/Spannungs-Paar, dass dafür
sorgen soll, dass die GPU bei gegebenem Takt mit ausreichender Spannung bei
maximaler Effizienz arbeiten soll. Die GPU kann jederzeit in 10 ms Schaltzeiten zwischen den verschiedenen
Stufen hin und her schalten. Die Umschaltung erfolgt dabei auf Basis der
Aktivität (Load) der GPU, TDC und TDP.
Auffällig ist, dass man dabei gleich den zuletzt im Zuge von NVIDIAs
GPU-Boost nachgelegten Boost-State gleich wieder gestrichen hat. Das bedeutet, die
GPU der Radeon HD 7790 hat wieder einen Maximaltakt (Referenztakt 1000 MHz),
der in der höchsten Stufe anliegt. Über diesen Takt geht die Karte nicht
automatisch hinaus, kann aber von Hand auch darüber getaktet werden. Mit der
neuen Powertune-Technologie wird versucht jederzeit so lange wie möglich
diesen Takt von 1000 MHz zu halten. Sollte das nicht möglich sein, kann
dynamisch in die darunter liegenden Stufen herunter und auch sofort wieder
hoch getaktet werden.
Die neue Technik von AMD ist der von NVIDIA recht ähnlich mit dem
Unterschied das AMD nun auf das "Marketingschlagwort" Boost verzichtet und
stattdessen direkt eine maximale Taktrate vorgibt. Bei NVIDIA Karten wird
seit Einführung der GPU-Boost-Technik nur noch ein Referenz und Boost-Takt
vorgegeben, die aber nicht den Realtakt der Karte wieder geben. Garantiert
wird hier eigentlich auch nur der "Referenztakt", denn die Karte taktet bei hoher
Last - bei der neuen GeForce Titan auch bei hoher Temperatur - eventuell auf
diesen herunter. Sie kann aber eben auch höher takten, wie hoch genau kann
von Karte zu Karte verschieden sein.
Die Auswirkungen auf die Performance sind in der Praxis bei den bisherigen Boost-Techniken eher gering, so dass man nicht wirklich von einem
nennenswerten
"Performance-Boost" sprechen kann.
Beim Overclocking kann sich der Boost sogar recht störend auswirken, da auch
bei übertakteten Karten weiter "geboostet" und damit noch höher getaktet
wird.
In der Praxis zeigt sich das neue PowerTune nach oben hin dann auch
erfreulich stabil. Die Taktrate von 1075 MHz wird hierbei extrem lange
gehalten. Selbst bei Furmark kommt es nur gelegentlich zu kleinen
Herabstufungen auf 1070 MHz
Anders sieht es hingegen im Desktop-Betrieb aus. Die Karte takte auch
hier extrem aggressiv nach oben. Bereits das Bewegen des
Mauszeigers reicht aus, um die Taktrate der Radeon HD 7790 nach oben zu
treiben. Hat man gar ein Browser-Fenster offen, in dem Flash-Animationen
laufen, geht die Radeon HD 7790 auch gelegentlich zum maximalen Takt
von 1000 MHz über. Die GPU Last bleibt dabei allerdings quasi immer bei Null
stehen. Das führt unter anderem auch dazu, dass der Idle-Verbrauch der Karte
hinter den Erwartungen - und dem vermutlich machbaren - zurück bleibt und deutlich schwankt. Bei unserem System
zwischen 101 Watt minimal und 135 Watt maximal, wenn zum Beispiel ein
Browser Fenster geöffnet ist.
Taktraten der Radeon HD 7790 bei Desktop-Betrieb mit geöffnetem
Browser-Fenster
Im Gegenzug gibt es aber dafür Positives von AMDs ZeroCore-Power Feature
zu berichten, bei welchem sich die Grafikkarte quasi komplett deaktiviert,
wenn sich der Monitor abschaltet oder die Karte im Crossfire Modus nicht
genutzt wird. Mit dieser Funktion gab es in der vergangenheit bei einigen Modellen
Probleme. Nicht so bei der neuen Radeon HD 7790. Sowohl im Einzelbetrieb als
auch im Crossfire Modus deaktiviert sich die Karte zuverlässig, schalteten
die Lüfter ab und senkt so angenehm den Verbrauch. Besonders beim Crossfire-Betrieb ein nettes Feature, da sich die Grafikkarte sofort abschaltet, so
bald keine Anwendung auf die zweite Karte zugreift.