Lian Li Edge 1300 ATX-3-Netzteil im Test
Netzteil mit Ecke für Dual-Chamber Gehäuse
Die Gehäuseform von Netzteilen war bis vor kurzem eigentlich kein
spannendes Thema, denn jedes Modell, benutzte eigentlich das
ganz normale "ATX-Standard-Kastendesign" in optisch anderen Variationen. Mit dem
RMx Shift hat Corsair ein erstes Netzteil vorgestellt, das nicht mehr
dem Standard-Layout entspricht, sondern die Kabelanschlüsse an die Seite
verlegt, um diese besser erreichbar zu machen. Das Gehäuse des Netzteils ist
dabei aber dennoch einfach rechteckig geblieben.
Lian Li geht mit seinem neuen Netzteil EDGE nun einen Schritt
weiter. Der neue Stromspender im ATX 3.1 Standard ist speziell für
Dual-Chamber-Gehäuse entworfen, bei denen die Montage vertikal, also
hochkant, erfolgt und nicht wie eigenlitch üblich horizontal liegend.
Lian Li dem Netzteil einen "Anbau" spendiert, der um die Ecke reicht und
die Modularplatine mit den Kabelanschlüssen enthält. Das Netzteil bekommt so
eine Stufenform und die Ausrichtung der Anschlussbuchsen zeigt bei
vertikalem Einbau genau zur Gehäuseseite. Beim vertikalen Einbau, schaut man
also direkt auf die Anschlüsse, wenn man in das Gehäuse schaut und kann
diese optimal erreichen.
Die Verpackung des EDGE spiegelt die neue Form auch direkt wieder, so dass man
die Netzteile schon an der Form des Kartons erkennen kann. Beim ersten Anblick erscheint das EDGE
recht groß, denn mit der zusätzlichen Ecke kommt das Modell immerhin auf 182 mm.
Das eigentlich hohe Nezteilgehäuse fällt aber sehr kompakt aus und bringt es
gerade einmal auf 135 mm, auch bei der großen 1300 Watt Version, die wir uns
hier zum Test vorgenommen haben.
Ergänzend zu der 1300 Watt Version wird das Lian Li EDGE auch noch in 850 und
1000 Watt angeboten. Neben schwarz sind die Modelle mit 1000 und 1300 Watt auch noch in weiß
verfügbar. Der Preis in der UVP startet bei 149 Euro, über 189 Euro bis 229
Euro. Die weiße Version hat allerdings eine UVP die jeweils 10 Euro höher
liegt. Interessten können die
Lian Li Edge Netzteile bei Caseking* schon vorbestellen.
Das Lian Li EDGE lässt sich natürlich prinzipiell in jedem PC einsetzen,
der ein Netzteil mit einbaulänge von 182 mm erlaubt, denn es handelt sich
hier um ein Standard ATX 3.1 Netzteil bei dem lediglich die Form des
Gehäuses geändert wurde.
Der Vorteil für die Verkabelung ändert sich je nach
Einbauposition und Ausrichtung, weshalb Lian Li das
Netzteil eben ganz speziell für Dual-Chamber-Gehäuse wie die Lian Li O11
Serie empfiehlt. Für manche Einbaupositionen, zum Beispiel liegend mit
Lüfter nach unten ist das EDGE mehr oder weniger gar nicht geeignet.
Aufgrund der kompakten Maße des Gehäuses nutzt das EDGE nur einen 120 mm FDB
Lüfter, der sich unter einer Mesh-Abdeckung befindet, die mit einem
speziellen Design ausgeführt wurde.
Wenn das Licht richitg fällt sieht man
das die Mesh-Abdeckung nicht flach ist, sondern ebenfalls mit Ecken und
Kanten vershen ist. Im eingebauten Zustand lässt sich dieses optische Gimick
allerdings kaum erkennen.
Auf der technischen Seite bietet das EDGE eine Effizienz auf 80 Plus
Platinum Level und ist mit hochwertigen japanischen Kondendsatoren von EPCOS
ausgestattet. Die üblichen Schutzschaltungen sind natürlich mit an Board. Dass heißt Überlastschutz, Überspannungsschutz, Kurzschlussschutz, Unterspannungsschutz,
Überstromschutz und auch ein Überhitzungsschutz.
Dazu gibt es noch eine ganze Reihe von Zusatzfeatures, die das Lian Li
EDGE besonders machen und die wir im Folgenden vorstellen wollen.
4-fach USB Hub Inklusive
Nicht zu übersehen ist der im EDGE eingebaute USB-Hub mit vier
USB-Ports. Mit diesem kann ein USB Anschluss des Motherboards verbunden und dann auf vier weitere interne USB-Anschlüsse erweitert werden.
Die Anschlüsse befinden sich an der Stelle, wo sich normalerweise die
Kabelanschlüsse bei modularen Netzteilen befinden.
Single Sleeved Kabel und verlötete Kontaktstifte
Das Lian Li EDGE wird mit Single-Sleeved-Kabeln ausgeliefert und bietet
dazu an den Kabeln ( 20+4pin, CPU, PCIe 6+2pin und 12V-2x6 ) sehr schöne und
effektive Kabelkämme, die eine saubere Kurvenführung ermöglichen. Die Sleeves
bestehen vollständig aus Nylon, sind flexibel und haben einen
Durchmesser von 3,1 mm. So entsteht bei der Verkabelung ein sehr hochweriger
Look, der den Kauf der oft extrem teurere Kabelsätze von Drittanbietern
überflüssig macht. Das EDGE 1300W hat dabei eine vollständige 16 AWG
Verkabelung, die 1000W und 850W setzen beim 12V-2x6 auf 16 AWG, während der
Rest als 18 AWG ausgeführt ist.
Neben der hochwerigen Verkabelung hat das Lian Li EDGE auch noch eine
Besonderheit bei den Kontaktstiften im Stecker zu bieten. Die 20+4pin-, CPU-
und GPU-Kabel der EDGE-Netzteile verwenden dickere und stärkere
Kontaktstifte mit geringerem Übergangswiderstand. Diese besitzen eine
30u Nickel + 0.6u Gold Beschichtung anstelle der sost üblichen einfachen
Nickel-Beschichtung.
Zudem ist die
Kabelaufnahme der Kontaktstifte deutlich länger und die Kabel werden nicht
nur gecrimpt sondern direkt verlötet, so soll der Übergangswiederstand
reduziert und die stabilität der anschlüsse verbessert werden.
12VHPWR/12V-2x6 Kabel und Anschluss
Auch bei den neuen 12V-2x6 Anschlüssen hat Lian Li in die Trickkiste
gegriffen und nutzt hier einen zweifarbigen Stecker. Dieser zeigt über die
leuchtend blaue Farbe sofort an, wenn ein Kabel wie im Bild unten zu sehen
nicht komplett in die Buchse eingesteckt ist. Da es sich beim Lian Li EDGE
um ein ATX 3.1 Netzteil handelt wird hier auch die neue 12V-2x6 Buchse
genutzt, die mit kürzeren Sense-Pins dafür sorgt, das wenn ein Kabel nicht
komplett eingesteckt wird, kein Kontakt hergestellt wird. Lian Li hat die
Buchse am Netzteil allerdings falsch mit 12VHPWR beschriftet. Mit einer
12VHPWR Buchse erfüllt ein Netzteil nämlich nicht den ATX 3.1
sondern nur den 3.0 Standard.
Das zugehörige 12V-2x6 Kabel macht einen sehr hochwerigen Eindruck und
sollte frühere Probleme mit dem 12VHPWR Anschluss durchaus wirkungsvoll
umgehen. Die Praxis wird es zeigen. An unserer Chroma Teststation hatten wir
bisher noch mit keinem der Kabel ein Problem. Es kommt hier allerdings auch
selten zu Biegungen und nicht korrekt gesteckten Anschlüsse, weil das
beim Test sofort durch niedrigere Spannungen auffallen würde. Die Kabel sind bei allen Modellen der Serie mit 600 W kodiert.
Beim 1300 Watt Modell des EDGE gibt es noch eine weitere Besonderheit,
denn dem Netzteil liegt ein zusätzliches Kabel bei, dass zwei Standard 8 Pol
PCIe-Anschlüsse auf einen 12V-2x6 Stecker wandelt. Mit diesem Kabel können
am EDGE 1300 dann auch Grafikkarte betrieben werden, die zwei 12V-2x6
Anschlüsse besitzen.
Technische Details, Spezifikationen, Kabel und Lieferumfang
Bei den technischen Leistungsdaten folgt das Modell dem üblichen
Standard. Die Leistungsdaten aller Varianten des Lian Li Edge können der Tabelle unten
entnommen werden.
Spezifikationen Leistung |
Modell |
850 Watt |
1000 Watt |
1300 Watt |
Leistung gesamt W |
850 |
1000 |
1300 |
Peak Leistung W |
= |
= |
= |
12V-Gesamt A/W |
70,8 849,6 |
83 996 |
108 1296 |
12V-Rails |
1 |
1 |
1 |
Leistung Multirail A |
- |
- |
- |
Leistung 3.3/5V W gesamt |
120 |
120 |
120 |
3,3V A |
20 |
20 |
20 |
5V A |
20 |
20 |
20 |
-12V A |
0.3 |
0,3 |
0.3 |
5 V SB A |
3 |
3 |
3 |
Die Kabelausstattung des Lian Li EDGE ist äußerst umfangreich. Besonders
auffällig sind hier die verschiedenen Ausführungen der SATA Kabel, denn
neben den üblichen Kabeln befindet sich ein extra kurzes Kabel und ein
SATA-Y-Kabel im Lieferumfang, die speziell für die Verkabelung von kompakten
Gehäusen nützlich sind.
Kabelkonfiguration |
|
|
|
850 |
1000 |
1200 |
|
Länge mm |
Typ |
Kabel x Stecker |
ATX 24-pin |
500 |
S-Sleeve |
1x1 |
1x1 |
1x1 |
EPS / ATX12V 8 Pin |
550 |
S-Sleeve |
1x1 |
1x1 |
1x1 |
EPS / ATX12V 4+4 Pin |
550 |
S-Sleeve |
1x1 |
1x1 |
1x1 |
PCIe 5.0 - 12VPWHR Leistung |
550 |
S-Sleeve |
1x1 600W |
1x1 600W |
1x1 600W |
PCIe 5.0 - 8Pin to 12VPWHR Leistung |
550 |
S-Sleeve |
|
|
1x1 600W |
6+2-pin PCIe |
550 |
S-Sleeve |
4x1 |
4x1 |
4x1 |
SATA |
850 = 400/150/150/150 |
flach |
1x4 |
1x4 |
2x4 |
SATA Y-Type |
850 = 400/125, 400/125 |
flach |
1x4 |
1x4 |
1x4 |
SATA kurz |
345 = 300/15/15/15 |
flach |
1x4 |
1x4 |
1x4 |
PATA |
950 = 500/150/150/150 |
flach |
1x4 |
1x4 |
1x4 |
Floppy |
|
|
0 |
0 |
0 |
|
|
|
|
|
|
Testverfahren Test-Equipment
Für den Test des Netzteils nutzen wir die Lastverteilung, die nach der 80-Plus-Spezifikation für die verschiedenen Schienen vorgesehen
ist. Dabei handelt es sich um eine symmetrische Verteilung, die alle Schienen gleichmäßig nach ihrer maximalen Leistung beansprucht.
Das Diagramm unten zeigt die genutzten Lasten im Vergleich zur maximal möglichen Ampere-Leistung. Diese Verteilung entspricht im
Test 100% Last. 0 % Last bedeutet, dass das Netzteil mit jeweils 0 Ampere Einstellung am Load-Tester läuft und lediglich die Spannungen
der einzelnen Schienen ohne zusätzliche Last gemessen werden. Es ist also an alle Schienen nur ein Voltmeter in Betrieb und das Netzteil
läuft ansonsten im Leerlauf. Für den gesamten Ablauf halten wir uns eng an das von 80 Plus vorgegebene messverfahren mit kleinen
Abweichungen, die wir aus praktischen Gründen vornehmen. z.B. werden bei uns die Spannungen nicht direkt am Stecker gemessen sondern auf
der "Platine", was die Spannungen in der Regel aufgrund des Übergangswiederstands etwas reduziert und damit die Effizienz
verschlechtert. Wir messen also im Gegensatz zu 80 Plus hier den "Worst Case".
Gerade wenn es darum geht kleinste Unterschiede in der Effizienz zu bestimmen und so ein Netzteil qualitativ einordnen zu wollen,
ist extrem teures professionelles Messequipment unabdingbar. Bei günstigen Messgeräten sind die Messtoleranzen so hoch, dass eine korrekte
Einschätzung der Performance im Vergleich zu anderen Netzteilen kaum möglich ist. Gerade wo die Netzteile in den letzten Jahren immer enger
zusammenrücken.
Wir werden In Sachen Testequipment direkt vom deutschen Chroma Service Center unterstützt.
Chroma ist auf professionelles Testequipment zur Effizienzmessung spezialisiert und unterstützt uns mit Know-How in Sachen Messtechnik.
Die Messtechnik von Chroma gilt im Bereich der Netzteilproduktion und Qualitätskontrolle als Referenz.
Unser Setup für die Netzteil-Tests ist von uns selbst zusammengestellt und besteht aus folgenden Komponenten:
- Chroma 66202 Power Meter
- Chroma High-Speed DC Loads bis 3600 Watt
- 10x Chroma 63303 a 300W
- 4x Chroma 63302 Dual Load a 2x100 W
- 1x Choma 63306 a 600W OPP/ OCP testing
- 4x Croma 63301 a 200 w in Reserve
- Chroma AC Source 6420 2 KW
- Chroma AC Source 61505 4 KW PLD-Simulation
- Keysight 34460A 6,5 Digit Tisch-Multimeter zur Spannungskontrolle
- 4x Rigol DS1054Z Oszilloskop 4x4=16 channels
- Fluke 80i-110s AC/DC-Stromzange (100 A) Inrush, Holdup etc.
- weitere Messgeräte wie Low-Voltage-Differentialtasköpfe etc. sowie diverse Kleinteile, Anschlüsse, Adapter usw.
Das gesamte Testequipment ist unser Eigentum und wurde von uns selbst angeschafft. Es wird nicht von einem Netzteilhersteller bereitgestellt
und wurde auch nicht von Netzteilherstellern gesponsert. Wir sind diesbezüglich also völlig unabhängig.